- Bereits von 3G zu 4G und zum aktuellen 5G hat sich die Energieeffizienz im Mobilfunk jeweils grob um den Faktor 10 verbessert. Für das künftige 6G-Netz, das ab etwa 2030 in Betrieb gehen soll, haben alle Beteiligten das Ziel, die Effizienz weiter deutlich zu steigern.
- Schon heute schicken intelligente Steuerungsmechanismen Netzressourcen, die aktuell nicht benötigt werden, in einen Schlafmodus. Die Kunden nehmen dadurch keine Verschlechterung der Empfangsqualität oder Netzleistung wahr. In Zukunft sollen weiter verbesserte Technik und der Einsatz künstlicher Intelligenz solche Mechanismen noch wirksamer machen.
- Ein weiteres wichtiges Thema in Bezug auf Nachhaltigkeit ist eine Kreislaufwirtschaft für die genutzte Technik. Dies gilt für die von den Mobilfunknutzern verwendeten Smartphones wie auch für die Infrastruktur-Technik von Mobilfunk-Basisstationen und im Mobilfunk-Kernnetz.
Energiekosten sind der größte einzelne Kostenblock beim Betrieb von Mobilfunknetzen. Und nicht nur aus Kostengründen, sondern um ihre Klimaziele zu erreichen, wollen die Anbieter ihre Netze möglichst energieeffizient betreiben. Studien zufolge hat sich die Energieeffizienz von 3G zu 4G und zum aktuellen 5G jeweils grob um den Faktor 10 verbessert. Gleichzeitlich sind aber die übertragenen Datenmengen so stetig gewachsen, dass unter dem Strich eher mehr als weniger Energie zum Betrieb der Netze benötigt wird. Bei den gerade angelaufenen Diskussionen zu den technischen Eckpunkten eines künftigen 6G-Netzes, das ab etwa 2030 in Betrieb gehen soll, spielen deshalb Energieeffizienz und Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle. Grundsätzlich ist auch heute schon der Einsatz erneuerbarer Energien der größte Hebel, um Mobilfunknetze klimafreundlich zu betreiben.
Aktiv an diesen Diskussionen beteiligt ist die NGMN – die Next Generation Mobile Networks Alliance. Dieser Zusammenschluss von Mobilfunknetzbetreibern wirkt an der Entwicklung künftiger Mobilfunkgenerationen mit. Mit der Geschäftsführerin der NGMN-Allianz, Anita Döhler, haben wir in der jüngsten Folge unseres Podcasts MobilfunkTalk über die Rolle von Energieeffizienz und Nachhaltigkeit im Mobilfunk gesprochen.
Gesprächspartnerin in Folge 23 unseres Podcasts MobilfunkTalk: Anita Döhler, Geschäftsführerin der Mobilfunkanbieter-Allianz NGMN.
Mit ihr sprachen wir über Energieeffizienz und Nachhaltigkeit im Mobilfunk.
Im Fokus der Technik-Diskussion: wie kann 6G noch energieeffizienter werden?
Das Anbieterforum ermöglicht den darin organisierten Mobilfunknetzbetreibern, frühzeitig darüber zu sprechen, welche Eckpunkte künftige Mobilfunkstandards wie 6G erfüllen sollen. Klare Zielsetzung ist, dass Mobilfunk noch effizienter werden soll. Möglich wird dies zum Beispiel durch intelligente Steuerungsmechanismen: Werden bestimmte Netzressourcen wie etwa die Kapazität mehrerer gleichzeitig genutzter Mobilfunkfrequenzen aktuell nicht benötigt, kann das Netz diese schrittweise in einen Schlafmodus schicken. Dabei ist allerdings entscheidend, dass die Kunden durch solche Energiesparmaßnahmen keine Verschlechterung der Empfangsqualität oder Netzleistung wahrnehmen. Entsprechende Verfahren werden schon heute bei 4G und 5G genutzt, in künftigen 6G-Netzen sollen sie ihre Wirkung noch deutlich steigern können. Die zuständigen Gremien, so berichtet Anita Döhler, seien zu diesem Thema extrem aktiv.
Als mittel- bis langfristiges Ziel haben die in der Anbieterallianz zusammengeschlossenen Netzbetreiber eine „Vision Net Zero“ formuliert – der Betrieb von Mobilfunknetzen soll netto null CO2-Emissionen verursachen. Neben Sparmaßnahmen muss zu diesem Zweck auch die umweltverträgliche Energieerzeugung zunehmen – zum Beispiel die Nutzung von Dachflächen oder anderen Standorten der Netzbetreiber für Photovoltaik oder kleine Windräder. Der restliche benötigte Strom muss aus CO2-neutralen fremden Quellen bezogen werden – schon heute nutzen die deutschen Mobilfunkbetreiber und viele weitere ihrer weltweiten Pendants zu 100 Prozent Ökostrom.
Auch Smartphones und Netztechnik müssen nachhaltiger werden
Ein weiteres wichtiges Thema in Bezug auf Nachhaltigkeit ist eine Kreislaufwirtschaft für die eingesetzte Technik. Dies gilt gleichermaßen für die von den Mobilfunknutzern genutzten Smartphones wie auch für die Infrastruktur-Technik, die in den Netzen selbst eingesetzt wird – also die Technik-Komponenten von Mobilfunk-Basisstationen und im Kernnetz. Im Gespräch betont Anita Döhler, dass bei solchen Fragen jedoch immer eine „Ende-zu-Ende-Betrachtung“ wichtig sei – ein hohes Niveau von Klima- und Umweltschutzmaßnahmen also zum Beispiel vom Design über Produktion und Nutzung bis zur Entsorgung einer Hardware-Komponente durchzuhalten. Manche Schritte klängen fast banal, spielen aber dennoch eine wichtige Rolle, so etwa der Einsatz umweltfreundlicher Verpackungen.
Kreislaufwirtschaft und umweltfreundlichere Technik – von Rohstoffgewinnung über Verpackung bis zum Recycling – können die Nachhaltigkeit von Mobilfunk erheblich steigern.
Zudem weist die NGMN-Geschäftsführerin darauf hin, dass sich bei der Berechnung von CO2-Emissionen die Unterscheidung sogenannter „Scopes“ (wörtlich: Umfänge) etabliert hat: „Scope 1“ umfasst die direkten CO2-Emissionen, die ein Unternehmen selbst verursacht, etwa durch die Nutzung eigener Fahrzeuge oder den Betrieb von Technik vor Ort. „Scope 2“ bezieht sich auf indirekte Emissionen, die durch den Einkauf von Energie wie Strom, Wärme oder Kälte entstehen, deren Erzeugung nicht im eigenen Unternehmen stattfindet. Unter „Scope 3“ fallen alle übrigen indirekten Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – beispielsweise aus der Herstellung von Vorprodukten oder der späteren Nutzung und Entsorgung der eigenen Produkte. Scope 1 und 2 müssen die meisten Unternehmen verpflichtend bilanzieren. Der umfassendere Scope 3 liegt zumindest teilweise außerhalb der direkten Kontrolle eines Unternehmens, beinhaltet aber in der Regel den größten Anteil an den Treibhausgasemissionen. In der Mobilfunkbranche wirken die Netzbetreiber auf die Hersteller von Smartphones und Infrastruktur-Technik ein, um die gewünschte CO2-Reduktion entlang der gesamten Lieferkette zu erreichen. Zudem können Checklisten helfen, diese Aspekte bereits beim Einkauf angemessen zu berücksichtigen.
Auf allen Ebenen effizient und umweltfreundlich zu arbeiten, steht im Fokus der Aktivitäten der Mobilfunkanbieter, die in der NGMN und anderen Gremien organisiert sind. (Grafik: NGMN)
Konzepte für vollständig CO2-neutralen Netzbetrieb
Bei der Adressierung von Effizienz- und Nachhaltigkeitsanforderungen unterscheiden die Unternehmen zudem zwischen kurzfristigen (englisch „short term“), mittelfristigen („medium term“) und langfristigen („long term“) Maßnahmen. Beispiele für kurzfristige Maßnahmen sind die bereits erwähnten Energiesparmechanismen im Funknetz. Mittelfristige Erfolge lassen sich über technische Optimierungen, etwa bei den Antennen, aber auch durch vermehrten Einsatz künstlicher Intelligenz erzielen. Und langfristige Maßnahmen spielen zum Beispiel beim Aufbau neuer Rechenzentren eine Rolle, die mit innovativen, klimaneutralen Kühlsystemen ausgestattet werden können. Auch die sogenannte „Disaggregierung“ – die Trennung von Hardware-Funktionen und einer per Software realisierten Funktionsebene sowie die Auslagerung von Aufgaben in die Cloud bieten in diesem Zusammenhang viele Möglichkeiten. Denn Verbesserungen und neue Funktionen lassen sich dann über ein einfaches Software-Update erzielen und erfordern viel seltener als vorher einen Austausch vorhandener Hardware.
Veröffentlicht am 04.08.2025