Zivile Drohnen und Mobilfunk – innovative Möglichkeiten dank unbemannter Luftfahrzeuge

30. April 2025
Weiße Kameradrohne fliegt bei klarem, blauem Himmel mit vereinzelten Wolken – Symbol für moderne zivile Drohnentechnologie und mobile Kommunikation aus der Luft.
  • Mehrere Kliniken nutzen per Mobilfunk gesteuerte Transport-Drohnen für zeitkritische Transporte von Blutproben, Impfstoffen und Medikamenten.
  • Die „Unmanned Aerial Vehicles“ oder kurz UAVs können auch Stromtrassen oder Pipelines über viele Kilometer kontrollieren und Schäden frühzeitig erkennen oder an Lieferungen in entlegenen Gebieten mitwirken.
  • Darüber hinaus lassen sich Drohnen auch zur Überbrückung unterbrochener Datenverbindungen etwa zwischen Kernnetz und Mobilfunkturm oder als fliegende Basisstation in sonst nicht versorgten Gebieten oder in Krisensituationen nutzen.

Ob zum Filmen oder Fotografieren oder als Flieger-Hobby – die Reichweite zivil genutzter Drohnen oder „Copter“ ist normalerweise auf die Sichtverbindung zwischen Pilot und Fluggerät begrenzt. Erfolgt die Steuerungs- und Kommunikationsverbindung zur Drohne per Mobilfunk, erweitern sich deren Reichweite und Einsatzmöglichkeiten erheblich. Dies gilt insbesondere im professionellen Umfeld.

So werden dann zum Beispiel Transporte von Blutproben, Impfstoffen und Medikamenten zwischen Kliniken und Laboren möglich. Ein entsprechendes Projekt wurde im Frühjahr 2025 am Zollernalb-Klinikum im baden-württembergischen Albstadt gestartet. Die Transport-Drohne spart zwischen dem Klinikstandort und dem rund 20 Kilometer entfernten Labor vor allem wertvolle Zeit: Während ein Autotransport oft eine halbe Stunde oder mehr benötigt, ist die Drohne nach exakt 12 Minuten am Ziel. Die Signale für Steuerung, Positionskontrolle und Status überträgt dabei in annähernd Echtzeit das Mobilfunknetz per LTE oder 5G. Die Pilot-Phase, die bis zum 1. August 2025 andauert, umfasst die Schulung des Personals des Zollernalb Klinikums sowie die Durchführung regelmäßiger Flüge. Die Flugfrequenz wird schrittweise erhöht, bis der Regelbetrieb aufgenommen werden kann.

Fast zeitgleich haben die Asklepios Kliniken ein ähnliches Projekt in Betrieb genommen: Dort transportiert eine per Mobilfunk gesteuerte Drohne Laborproben zwischen Klinik- und Labor-Standorten im schleswig-holsteinischen Selent und dem rund 60 Kilometer entfernten Bad Oldesloe.

Solche Flüge, die deutlich über die Sichtweite eines Drohnenpiloten hinaus gehen, werden im Fachjargon „BVLOS“ genannt – „Beyond visual line of sight“). Mit zunehmender Reichweite eröffnen sich noch weitere Möglichkeiten. So eignen sich die aus als UAVs („Unmanned Aerial Vehicles“) bezeichneten Fluggeräte beispielsweise auch dazu, Stromtrassen oder Pipelines über viele Kilometer zu kontrollieren und einer Einsatzzentrale gegebenenfalls entdeckten Wartungs- oder Reparaturbedarf zu melden.

Das Mobilfunknetz überträgt zu solchen Zwecken nicht nur Steuersignale, sondern auch Videobilder sowie Telemetrie- und Sensordaten. Dabei profitiert das System von den kurzen Latenzzeiten, also geringen Wartezeiten bei der Signalübertragung, die insbesondere der 5G-Mobilfunkstandard ermöglicht. Zusätzlich zu der Steuerung per Mobilfunk empfängt das UAV auch die Positionssignale von Helikoptern, Segelflugzeugen und anderen Fluggeräten in seiner Nähe. So steht der Pilotin oder dem Piloten immer ein aktuelles Luftlagebild zur Verfügung. Gleichzeitig sendet auch die Drohne selbst ein Positionssignal aus, das wiederum im Cockpit von Flugzeugen im Nahbereich empfangen wird. Ebenso werden Fluglotsen über das System vor Konflikten mit unbemanntem Luftverkehr gewarnt.

Allerdings müssen solche Projekte bislang noch einzeln vom Luftfahrt-Bundesamt genehmigt werden. Außerdem sind vor umfangreicheren Einsätzen dieser Art noch verschiedene regulatorische Fragen zu klären – insbesondere wenn es um Menschenleben geht, müssen höhere Service-Level-Agreements beziehungsweise Zuverlässigkeits-Grade vereinbart werden. Möglicherweise werden künftig für die Steuerung und Koordination niedrigfliegender autonomer Vehikel auch noch dedizierte Teile des Funkspektrums ausgewiesen.

 

Auch autonomen Drohnenbetrieb macht Mobilfunk möglich

In ersten Projekten kommen bereits vollständig autonom gesteuerte Drohnen zum Einsatz. Auch sie dienen beispielsweise zur vorausschauenden Überprüfung von Stromtrassen – etwa der Identifikation von porösem Stahl mithilfe von Spezialkameras – oder zur Erkennung und Bekämpfung von Waldbränden mit thermischen Sensoren.

Zu den Ideen für künftige Einsätze zählen auch Lieferungen von Lebensmitteln, Medikamenten und anderen Waren in entlegenen, ländlichen Gebieten. Ein in dieser Richtung ausgelegtes Pilotprojekt hat die im Odenwald gelegene Stadt Michelstadt in Kooperation mit der Firma Wingcopter und der Frankfurt University of Applied Sciences (UAS) sowie Lebensmittelhändlern, Apotheken und Lieferdiensten aufgesetzt.

Abgeschlossene und kontrollierte Umgebungen wie zum Beispiel große Lagerhäuser bieten zudem die Möglichkeit, für Steuerung und Überwachung per Drohne Campus-Netze zu nutzen – und somit eine für solche Anwendungen optimierte lokale Mobilfunkversorgung. Auch zur Überwachung von Firmengeländen lassen sich in einem Campus-Netz angemeldete, autonome Drohnen einsetzen. Dort können die unbemannten Fluggeräte beispielsweise Eindringlinge aufspüren oder Brände, Flüssigkeitslecks, Unfälle und ähnliche Ereignisse erkennen.

 

Drohnen als Infrastruktur-Elemente in Mobilfunknetzen

Neben den vielfältigen Anwendungen rund um Transporte, Lieferungen und Kontrolle können Drohnen im Zusammenhang mit Mobilfunknetzen aber auch noch eine ganz andere Rolle spielen: Sie können nämlich ihrerseits Teil der Netz-Infrastruktur werden.

Beispiele dafür waren auf dem Branchentreff „Mobile World Congress“ im Frühjahr 2025 in Barcelona zu sehen. Dort wurde gezeigt, dass ein Drohnen-Pärchen zum Beispiel einspringen kann, wenn zum Beispiel eine Datenleitung versehentlich gekappt– etwa bei Baggerarbeiten – wird und somit Mobilfunkstandorte vom Hauptnetz getrennt werden. In solchen Situationen können Drohnen paarweise aufsteigen, um eine Ersatzverbindung in der Luft zu schaffen und den abgetrennten Mobilfunkmast wieder zu versorgen. Dazu tauschen die beiden Fluggeräte Datensignale per Laserstrahl aus. Bei ersten Tests ließ sich auf diese Weise eine Entfernung von bis zu drei Kilometern überbrücken. Die Drohnen wurden dazu mit den beiden betroffenen Mobilfunkstationen per Kabel verbunden, über die sie neben der Datenverbindung auch mit Energie versorgt wurden.

Eine andere Anwendung auf der Mobilfunk-Fachmesse zeigte, dass eine Drohne auch als temporäre fliegende Mobilfunk-Basisstation eingesetzt werden kann. Das vorgestellte Fluggerät ist 3,65 Meter lang, 1,25 Meter hoch und hat eine Spannweite von 4,85 Metern. Dank großer Batterien kann das System bei günstigen Wetterbedingungen in 2,3 Kilometern Höhe rund vier Flugstunden in der Luft kreisen und dort in seinem Versorgungsgebiet bis zu 1.200 Nutzerinnen und Nutzer mit bis zu 200 Mbit/s im Download und 75 Mbit/s im Upload über Mobilfunksignale versorgen. Die eingebaute Mobilfunkbasis kann dabei sowohl über das Kernnetz am Boden als auch im Ausnahmefall via Satellit ans Netz angebunden werden.

Eine erste Bewährungsprobe absolvierte die Mobilfunk-Drohne im Februar 2025 beim legendären Skirennen „Jizerská 50“ im tschechischen Isergebirge, wo sie für Empfang auf einem ansonsten unversorgten Abschnitt der Piste sorgte.

Ein weiteres wichtiges Anwendungsszenario ist der Einsatz der fliegenden Basisstation als flexible Alternative zu landgestützter Mobilfunkinfrastruktur in Krisensituationen – etwa bei Überschwemmungen, Erdbeben oder Bränden. Wenn die terrestrischen Systeme durch solche Naturereignisse nicht mehr funktionieren, kann die Drohne in solchen Fällen schnell Betroffene und Einsatzkräfte mit Mobilfunk versorgen und damit Einsätze besser koordinieren und zur Rettung von Leben beitragen.

Mit Blick auf den voraussichtlich ab 2030 eingeführten 6G-Standard laufen darüber hinaus bereits Forschungsprojekte wie beispielsweise „6G Takeoff“. Sie untersuchen, wie eine Netzarchitektur ausgestaltet sein muss, um Drohnen oder Drohnenflotten als fliegende Mobilfunkbasisstationen nahtlose zu integrieren.

Veröffentlicht am 30.04.2025

Mehr Infos zu Campus-Netzen:

Detaillierte Infos zur Technik und den Einsatzmöglichkeiten von Campus-Netzen finden Sie hier

Informiert bleiben.
Newsletter abonnieren!



Informiert bleiben.
Newsletter abonnieren!



Informiert bleiben.
Newsletter abonnieren!