- Europäische Woche der Abfallvermeidung will Ressourcen und Klima schützen: Damit Geräte nicht zu schnell zu Elektroschrott werden, liegt der Fokus auf Reparatur und Weiterverwendung.
- Verschiedene Bundesländer bieten einen Reparaturbonus als finanzielle Förderung an. Dieser soll Privatpersonen dabei unterstützen, defekte Elektrogeräte – darunter auch Smartphones – reparieren zu lassen, statt sie zu ersetzen.
- Smartphones gehören zu den Geräten, die im Rahmen des Reparaturbonus am häufigsten repariert werden.
Wenn das Smartphone kaputt geht, ist die erste Reaktion vieler Menschen: „Jetzt brauche ich wohl ein neues Handy.“ Doch immer mehr Modellprojekte in Deutschland fördern im Sinne der Nachhaltigkeit die Verlängerung der Nutzungsdauer von Smartphones – auch mit Geldanreizen für die Reparatur. Der sogenannte Reparaturbonus erstattet Bürgerinnen und Bürgern Teile der Reparaturkosten und soll Gebrauchsgüter länger im Betrieb halten. Das Thema passt zur Europäischen Woche der Abfallvermeidung, die vom 22.–30. November 2025 stattfindet. Die Aktionswoche steht unter dem Motto „Reparieren statt wegwerfen: Elektroschrott vermeiden“ und rückt den Reparaturbonus als ein Instrument zur Abfallvermeidung in den Fokus.
Was ist der Reparaturbonus?
Der Reparaturbonus ist eine finanzielle Förderung, die Privatpersonen dabei unterstützt, defekte Elektrogeräte – darunter auch Smartphones – reparieren zu lassen, statt sie zu entsorgen. Das Ziel: Verbraucher zur Reparatur zu motivieren, lokale Werkstätten zu stärken und so Ressourcenverbrauch, Elektroschrott und CO₂-Emissionen zu reduzieren. In Bundesländern wie Thüringen, Sachsen, Berlin und Bayern erhalten Verbraucher bis zu 50 % der Reparaturkosten, meist gedeckelt auf 100–200 Euro pro Reparatur.
Smartphones im Fokus
Häufig werden Smartphones mit Hilfe der Reparaturboni wieder funktionsfähig. Laut einem Evaluationsbericht aus Sachsen waren sie mit über 25 Prozent unter den Top-Geräten, die mit Bonus repariert wurden, gefolgt von Waschmaschinen und Geschirrspülern.[1] Dass Smartphones die Liste anführen, ist nicht überraschend: Ein gesprungenes Display oder ein schwacher Akku sind häufige Defekte, die sich mit überschaubarem Aufwand beheben lassen – und durch den Bonus deutlich günstiger werden.
Warum die lange Nutzung von Smartphones besonders wichtig ist
Smartphones sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken – allerdings ist deren Herstellung ressourcen- und energieintensiv. Studien zur Wiederaufbereitung zeigen, dass die Umweltbelastung gegenüber Neuware deutlich geringer ist; professionelle Aufbereitung kann die CO₂-Bilanz stark verbessern. Eine Analyse des Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM belegt, dass Reparatur- und Refurbishment-Maßnahmen spürbare Einsparungen bei CO₂ und Elektroschrott bringen.[2] Die Ökobilanz eines Smartphones wird stark von der Produktion bestimmt. Jede verlängerte Nutzungsdauer reduziert die Umweltlast pro Nutzungsjahr. Modellrechnungen zeigen: Schon moderate Anstiege der Reparaturhäufigkeit führen zu signifikanten Einsparungen an Elektroschrott und CO₂.
Wie groß ist das Reparaturpotenzial in Deutschland?
Untersuchungen zeigen: Deutschland hat noch Nachholbedarf bei Mobiltelefon-Reparaturen. In einer Analyse lag die Reparaturrate für Smartphones in Deutschland europaweit am niedrigsten.[3] Das heißt: sehr viele Geräte werden nicht repariert, obwohl es oft technisch möglich wäre. Gleichzeitig belegen begleitende Auswertungen von Reparaturbonus-Projekten (z. B. Thüringen) konkrete Effekte: Durch geförderte Reparaturen konnten nachweislich mehrere tausend Tonnen CO₂-Äquivalente eingespart und hunderte Tonnen Elektroschrott vermieden werden.[4]
Konkrete Effekte — was zeigen Modellprojekte?
Thüringen zieht aus seinem langjährigen Modellprojekt eine ökonomisch-ökologische Bilanz: Geförderte Reparaturen führten zu messbaren Einsparungen und zu dem Befund, dass ein bedeutender Anteil der Reparaturen ohne Zuschuss nicht durchgeführt worden wäre.[5] Das Beispiel zeigt: Zuschüsse schaffen einen zusätzlichen Anreiz — vor allem für Reparaturen, die aus Kostengründen sonst nicht erfolgt wären.
Politische Entwicklungen und EU-Vorgaben
Die Politik stellt sich der Herausforderung und hat neue Vorgaben für die Reparierbarkeit von Geräten etabliert: Seit Juni 2025 müssen laut EU-Ökodesign-Richtlinie Smartphones und Tablets besser reparierbar sein. Hersteller sind verpflichtet, Ersatzteile und Reparaturanleitungen für mindestens sieben Jahre bereitzustellen. Zudem wird ein Reparierbarkeitslabel eingeführt, das auf einer Skala von A bis E die Reparaturfreundlichkeit bewertet.[6]
Fazit: Reparaturbonus als ein Baustein für nachhaltigere Nutzung von Smartphones
Ein Reparaturbonus ist kein Allheilmittel, aber ein wirkungsvolles Instrument: Er schafft kurzfristig ökonomische Anreize, erhöht die Reparaturraten — gerade bei Geräten wie Smartphones — und trägt nachweislich zur Einsparung von CO₂ und Elektroschrott bei. Modellprojekte in deutschen Ländern zeigen, dass die Maßnahme funktioniert, wenn sie gut umgesetzt, leicht zugänglich und transparent ist. In Kombination mit besseren Reparaturbedingungen (Ersatzteile, Herstellerpflichten) und Informationskampagnen kann der Reparaturbonus einen wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung leisten.
[1] https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/44322
[2] https://www.bvse.de/schrott-elektronikgeraete-recycling/nachrichten-schrott-eschrott-kfz/9697-fraunhofer-studie-bestaetigt-refurbishment-schont-die-umwelt-enorm-im-vergleich-zu-neuprodukten.html?
[3] https://www.nim.org/studien/detail/reparieren-oder-neu-kaufen und https://www.vodafone-institut.de/wp-content/uploads/2025/09/refurbished-statt-neu.pdf
[4] https://www.vzth.de/reparaturbonus?
[5] https://www.izm.fraunhofer.de/de/abteilungen/environmental_reliabilityengineering/projekte/rebo-4-0.html
[6] https://www.informationszentrum-mobilfunk.de/2023/01/11/eu-energielabel-mit-reparierbarkeitsindex-fuer-smartphones-angekuendigt/?highlight=reparierbarkeit
Veröffentlicht am 24.11.2025