- KIM-Studie zeigt: Internetnutzung von Kindern beginnt immer früher. Mehr als die Hälfte der 6-13-Jährigen ist täglich online
- Soziale Medien werden trotz Altersbeschränkung genutzt. Viele Kinder nutzen Plattformen wie TikTok oder Instagram, obwohl sie das erforderliche Mindestalter von 13 Jahren noch nicht erreicht haben
- Begleitung der Kinder durch die Eltern ist ausbaufähig: 55 Prozent verzichten ganz auf technische oder begleitende Maßnahmen zur Steuerung der Nutzungszeit.
Die aktuelle KIM-Studie 2024 des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest dokumentiert einen klaren Trend: Die Internetnutzung gehört für Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren zunehmend zum Alltag – und sie beginnt immer früher. Mehr als die Hälfte der internetnutzenden Kinder (54 Prozent) ist täglich online – ein Anstieg um sieben Prozentpunkte gegenüber 2022. Besonders auffällig ist der Anstieg bei den Acht- bis Neunjährigen, deren tägliche Onlineaktivität sich innerhalb von zwei Jahren fast verdoppelt hat (von 23 auf 40 Prozent). Ein zentrales Medium ist dabei das Smartphone: 46 Prozent aller befragten Kinder besitzen ein eigenes Gerät, das häufig auch mit in die Schule gebracht wird. Zwar ist die Nutzung dort meist reglementiert (z. B. nur in den Pausen erlaubt), doch die Präsenz der Geräte im Schulalltag nimmt stetig zu.
Die KIM-Studie 2024 zeigt: Kinder nutzen digitale Medien intensiver und früher als je zuvor. Damit steigen die Anforderungen an die pädagogische Begleitung: Schulen, Eltern und Anbieter sind gefordert, kindgerechte und sichere Mediennutzung zu ermöglichen – damit Kinder die Chancen digitaler Medien nutzen können, ohne unnötigen Risiken ausgesetzt zu sein.
Nutzung von sozialen Medien trotz Altersbeschränkung
Ein großes Problemfeld ist die Nutzung von Social Media Plattformen wie TikTok, Instagram etc. Viele Kinder nutzen diese, obwohl die Altersgrenze laut Nutzungsbedingungen der Anbieter bei 13 Jahren liegt. Die Altersgrenzen werden häufig umgangen, und Plattformen setzen kaum effektive Maßnahmen zur Alterskontrolle um. Damit werden Kinder potenziellen Risiken wie unangemessenen Inhalten, Datenschutzproblemen oder Cybermobbing ausgesetzt.
Elterliche Begleitung bleibt lückenhaft
Die Studie macht ebenfalls deutlich, dass die elterliche Begleitung beim Medienumgang gestärkt werden muss. Nur 43 Prozent der Eltern mit smartphonebesitzenden Kindern stellen eine Bildschirmzeit ein, 39 Prozent kontrollieren die Nutzungsdauer und lediglich 25 Prozent sprechen regelmäßig mit ihren Kindern darüber. Über die Hälfte (55 Prozent) verzichtet jedoch vollständig auf technische oder pädagogische Maßnahmen zur Mediennutzung. Experten fordern deshalb mehr Unterstützung und Aufklärung für Eltern.
Wandel im Medienkonsum: Streamingdienste überholen Kindersender
Der Medienkonsum von Kindern hat sich stark verändert. Seit Beginn der Studienreihe im Jahr 1999 dominierten die Kindersender KiKA und Super RTL die Liste der beliebtesten Angebote. In der KIM-Studie 2024 wurde mit Netflix nun erstmals ein Streamingdienst zur beliebtesten Plattform für Filme, Serien und Videos – mit 21 Prozent liegt er klar vor KiKA (14 %) und YouTube (11 %), wenngleich der öffentlich-rechtliche Kindersender weiterhin das wöchentlich am meisten genutzte Angebot ist. Der Blick auf die Nutzungshäufigkeit zeigt den Stellenwert der jeweiligen Option im Alltag der Sechs- bis 13-Jährigen. Jeweils gut die Hälfte nutzt mindestens wöchentlich KiKA, Super RTL oder YouTube. Den vierten Platz nimmt aktuell der Streamingdienst Netflix ein, den mit 47 Prozent deutlich mehr Kinder wöchentlich nutzen als 2022. Diese Verschiebung der Nutzung birgt jedoch Risiken hinsichtlich der Altersangemessenheit und Qualität der Inhalte.
Gemeinsame Verantwortung für sichere Mediennutzung
Die KIM-Studie 2024 unterstreicht, dass Kinder digitale Medien intensiver und in jüngeren Jahren nutzen als je zuvor. „Die Ergebnisse der KIM-Studie zeigen eindrucksvoll, wie stark sich Streamingdienste und Plattformen wie YouTube im Medienalltag von Kindern etabliert haben. Damit einher geht eine Verschiebung weg von redaktionell betreuten Inhalten hin zu offenen Plattformen mit kaum kontrollierbarem Angebot. Daher brauchen Kinder bei ihren ersten Schritten im Netz gezielte Begleitung durch Eltern und Bildungseinrichtungen, um den sicheren Umgang mit Medien zu erlernen und vor Gefahren geschützt zu sein.“ sagt Dr. Wolfgang Kreißig, Präsident der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK).
Hintergrund und Auftraggeber der Studienreihe
Die Studienreihe KIM (Kindheit, Internet, Medien) wird vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs), einer Kooperation der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und des Südwestrundfunks (SWR) seit 1999 im zweijährigen Rhythmus durchgeführt. Die repräsentative Studie bildet das Medienverhalten der Kinder in Deutschland ab. Zwischen dem 18. September und dem 07. November 2024 wurden dafür 1.225 Kinder und deren primäre Erziehungsperson befragt.
Hier ist die gesamte Studie abrufbar: https://mpfs.de/studie/kim-studie-2024/
Veröffentlicht am 12.08.2025