Welche Auswirkungen haben elektromagnetische Felder auf Pflanzen und Tiere?

Die Erforschung der möglichen Auswirkungen elektromagnetischer Felder auf die Gesundheit von Menschen sowie auf Pflanzen und Tiere, ist seit Jahren Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Auslöser für Diskussionen in der Öffentlichkeit sind gelegentlich konkrete Beobachtungen und Veränderungen in der Tier- und Pflanzenwelt, für die es keine unmittelbare Erklärung zu geben scheint. Da oftmals die Vermutung im Raum stand, elektromagnetische Felder, wie sie beim Mobilfunk verwendet werden, könnten die Ursache für solche Veränderungen sein, hat das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) den diesbezüglichen wissenschaftlichen Erkenntnisstand zusammengetragen. In der Vergangenheit waren Beobachtungen von beispielsweise kranken Bäumen in der Nähe von Basisstationen, das Bienensterben oder die Desorientierung von Vögeln mit den elektromagnetischen Feldern des Mobilfunks in Zusammenhang gebracht worden. Das BfS kommt bei der Auswertung des wissenschaftlichen Erkenntnisstandes zu dem Ergebnis, dass die für den Menschen gültigen Grenzwerte auch Tiere und Pflanzen ausreichend schützen.

Eine schädliche Wirkung von elektromagnetischen Feldern auf Pflanzen oder Tiere kann auf Basis der aktuellen Forschung nicht nachgewiesen werden. Das BfS verweist in seinen allgemeinen Ausführungen zu den Auswirkungen des Mobilfunks auf Tiere und Pflanzen darauf, dass es sich jeweils um einzelne Beobachtungen handelt, und dass ein zeitlicher und räumlicher Zusammenhang zwischen dem Aufbau von Sendeanlagen und Veränderungen in der Tier- und Pflanzenwelt nicht durch elektromagnetische Felder bedingt sein müsse. Dieser könne auch rein zufällig sein oder andere Ursachen haben. Nur wenn sich solche Beobachtungen auffällig häuften und keine andere plausible Erklärung vorliege, sollte ein möglicher Zusammenhang mit elektromagnetischen Feldern wissenschaftlich überprüft werden.

Eine umfassende Literaturrecherche des BfS zu möglichen Wirkungen hochfrequenter elektromagnetischer sowie niederfrequenter und statischer elektrischer und magnetischer Felder auf Tiere und Pflanzen zeigte, dass die für den Menschen gültigen Grenzwerte auch Tiere und Pflanzen ausreichend schützen.[1] Der einzige wissenschaftlich nachgewiesene Wirkmechanismus hochfrequenter Felder auf Organismen ist die Erwärmung infolge von Energieabsorption.

 

Insekten und Mobilfunk

Eine schädliche Wirkung von elektromagnetischen Feldern auf Insekten kann auf Basis der aktuellen Forschung nicht nachgewiesen werden. Die Ursachen des beobachteten Bienen- und Insektensterbens sind vielfältig: Krankheiten, Parasiten und Pestizide sind die häufigsten Gründe.

 

Einen Faktencheck zum Insektensterben gibt es hier>>> 

 

Vögel

Gelegentlich wird berichtet, dass es im Umkreis von Mobilfunkbasisstationen weniger Bruterfolge gäbe. Von den Landesbehörden für Umweltschutz und von den Vogelwarten in Deutschland werden keine vergleichbaren Beobachtungen gemeldet. Im Gegenteil, es lässt sich beobachten, dass Störche ihre Nester auf Mobilfunk-Sendemasten bauen, auch Nistkästen für Turmfalken an Mobilfunksendemasten werden gut angenommen.

Da Zugvögel das Erdmagnetfeld wahrnehmen und sich danach orientieren, könnten elektromagnetische Felder dieses System beeinträchtigen. Die Untersuchungen zeigten jedoch, dass die Frequenzen des Mobilfunks diese Orientierung nicht stören.[2]

Beobachtungen von Vogelsterben in der Näher von 5G-Sendeanlagen konnten nicht verifiziert werden. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Mobilfunkstrahlung Tieren gefährlich werden könnte, andere Todesursachen konnten nachgewiesen werden.[3]

 

Bäume

Berichte über Baumschäden im Umfeld von Mobilfunk-Basisstationen können nicht in einen direkten ursächlichen Zusammenhang mit elektromagnetischen Feldern gebracht werden: Im Umkreis vieler Basisstationen ist der Baumbestand völlig gesund, an anderen finden sich geschädigte Bäume – das eine wie das andere lässt sich dokumentieren. Auch in Gegenden ohne jeglichen Mobilfunk treten Baumschäden auf. Die Ursachen für den Zustand der geschädigten Bäume erläutern regelmäßige Berichte des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zum Waldzustand – sie reichen von Krankheiten und Parasiten bis zu Umweltverschmutzung und Klimawandel. Elektromagnetische Felder gehören nicht zu den Ursachen.
 

Weiterer Forschungsbedarf

Aus Sicht des BfS gibt es noch zu wenige qualitativ hochwertige Studien zu möglichen Wirkungen nieder- und hochfrequenter Felder auf die Tier- und Pflanzenwelt. Es sei deshalb weitere Forschung nötig. Dies war auch das Ergebnis eines vom BfS im November 2019 organisierten internationalen Workshops, in dem Experten aus Zoologie, Botanik, Ökologie, Umwelt- und Strahlenschutz den aktuellen Stand der Forschung zu Wirkungen elektrischer, magnetischer und elektromagnetischer Feldern auf Tiere, Pflanzen und Ökosysteme zusammenfassten. Das Europaparlament hat 2021 ein systematisches Review zu Auswirkungen hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf Tiere und Pflanzen in Auftrag gegeben.

 

[1] https://www.bfs.de/DE/bfs/wissenschaft-forschung/stellungnahmen/emf/emf-tiere-pflanzen/emf-tiere-und-pflanzen.html;jsessionid=AEC7836CE3D634BB17E83F56DF996AB9.1_cid365

[2] https://www.bfs.de/DE/bfs/wissenschaft-forschung/stellungnahmen/emf/emf-tiere-pflanzen/emf-tiere-und-pflanzen.html;jsessionid=AEC7836CE3D634BB17E83F56DF996AB9.1_cid365

[3] https://www.informationszentrum-mobilfunk.de/artikel/5g-ist-nicht-die-ursache-fuer-das-vogelsterben-in-den-haag und https://correctiv.org/faktencheck/2020/08/07/nein-voegel-in-thurgau-fielen-nicht-wegen-5g-tot-vom-himmel/